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Der Flughafen BER ist endlich startklar

30. Oktober 2020

Manch einer war skeptisch bis zum letzten Tag und hat die Eröffnung des neuen Flughafens Berlin Brandenburg Willy Brandt, der unter dem IATA-Kürzel BER schon lange in den Negativ-Schlagzeilen ist, am 31. Oktober bis zum Schluss nicht glauben wollen.

Von Falk Jaeger

 

Schließlich war der Start wegen gravierender Baumängel mehrmals verschoben worden. Die Kette der Fehlentscheidungen, Fehlbesetzungen, der politischen, wirtschaftlichen und persönlichen Dummheiten im Zusammenhang mit diesem Projekt ist unfassbar lang. Das begann schon mit der falschen Standortentscheidung, setzte sich fort mit der 2003 gescheiterten Privatisierung und einem absurden Planungsdesaster mit ständigen, kostenreibenden Planänderungen.

 

2012, nach einer neuerlichen Absage eines Eröffnungstermins, nahm der Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit das Heft in die Hand und warf die Architekten und Planer raus – und damit fatalerweise das gesamte Fachwissen der höchst komplexen Projekts.

 


© Foto: Marcus Bredt

 

Wie zu erwarten, folgten ein beispielloses Tohuwabohu auf der Baustelle und sechs Jahre, in denen Milliarden verbraten wurden. Ein halbes Dutzend Vorstände scheiterte, bis 2017 der gelernte Stadtplaner Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrop kam. Ihm gelang es, die Firmen wieder in Verträge einzufangen und das architektonisch seit acht Jahren fertige Terminal nun auch haustechnisch zu vollenden. Der Kostenpegel steht aktuell bei 7 Milliarden Euro.

 


© Foto: Marcus Bredt

 

Dass trotz des Desasters am Ende ein solides, zum Teil elegantes Stück zeitlose Architektur mit vielen funktionalen Vorzügen entstanden ist, ist das Verdienst der weltweit renommierten Architekten von Gerkan Marg und Partner (gmp).

 

Wenn manche Kritiker angesichts der langen Bau- und Planungszeit nun monieren, der BER sei ein Bau von vorgestern, wobei sie nach den spektakulären Neubauten in Shenzhen oder Peking schielen, so sollten sie in zwanzig Jahren wiederkommen und denselben Vergleich anstellen. Denn gmp haben kein Spektakel, keinen gestrandeten Wal, keine Riesenechse und keinen gläsernen Tsunami entworfen, an dem man sich rasch sattsieht, sondern ein Stück rationalistische Architektur in der örtlichen Tradition Karl Friedrich Schinkels und Ludwig Mies van der Rohes in die preußisch-märkische Landschaft gesetzt, die auch in zwei und mehr Jahrzehnten noch Bestand haben wird.

 


© Foto: Marcus Bredt

 

Wichtiger als Designspektakel waren den Architekten perfekte Funktionalität, kurze Abfertigungszeiten, kurze Wege, gute Orientierung, Wohlfühlatmosphäre. Abfliegende Passagiere kommen im Bahnhof unmittelbar unter dem Terminal oder per Taxi oder Bus im Schutz des mächtigen Vordachs an und sind mit ein paar Schritten in der weitläufigen zentralen Empfangshalle mit den Abfertigungsschaltern. Der weitere Weg ergibt sich von selbst.

 


© Foto: Marcus Bredt

 


© Foto: Marcus Bredt

 

Auf ganzer Breite der Halle folgen die Sicherheitskontrollen, dahinter die unvermeidlichen Shops und Restaurants sowie der Pier mit den Wartezonen. Immer ist man über die Richtung im Bild, hat Durch- und Ausblicke, das vermeidet Stress. An den beiden Pierenden schließen sich die Terminalflügel der Billigflieger an, die ihre Passagiere ebenerdig in die Maschinen schicken. Die mittlere Weglänge vom Checkin bis zur Kabinentür beträgt lediglich 400 Meter, die längste 750 Meter.

 


© Foto: Marcus Bredt

 


© Foto: Marcus Bredt

 

Das raffinierte System der Gates mit je drei Warteräumen und strikter Trennung von Ein- und Aussteigern, Schengen- und Non-Schengen-Passagieren sorgt für schnelle Abfertigung der Flugzeuge und wird von auswärtigen Flughafenplanern schon aufmerksam studiert. Ebenso die hochleistungsfähige, vollautomatische Sortieranlage in der zwei Hektar großen Gepäckhalle.

 


© Foto: Marcus Bredt

 


© Foto: Marcus Bredt

 

Eine blinkende Technik- und Plastikwelt erwartet die Passagiere erst im Flugzeug. Im Airport, auf der Erde, sollen sie sich in einer ruhigen, hauptsächlich von Nussbaummobilar und –oberflächen und Muschelkalkböden warm gestimmten Umgebung wohlfühlen. Der Hektik des Flugbetriebs wird ein ruhiges, aufgeräumt wirkendes, von schreiender Werbung freigehaltenes Ambiente gegenübergestellt. Die Fluggäste werden es spüren und den BER angenehm in Erinnerung behalten.

 


© Foto: Marcus Bredt

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