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Über die Nutzung von unvollkommen recycelten Kunststoffen

31. August 2021

„Nein!“ war die klare und eindeutige Antwort, die der Designer vom Besitzer des Werkzeugs zum Formen von Kunststoffen bekam. Die Frage lautete: „Könnten wir bitte recycelte Kunststoffe bei der Herstellung des Staubsaugers verwenden?“ Der Besitzer des Werkzeugs beim großen schwedischen Haushaltsgerätehersteller war sich sicher: Recycelte Kunststoffe sind nicht sauber und würden das sehr teure Werkzeug für den Spritzguss beschädigen. Das war vor fünfzehn Jahren, und diese Einstellung sollte sich grundlegend ändern.

 

Der Designer war in diesem Fall sehr hartnäckig, und der Staubsauger wurde schließlich produziert. Es wurden keine Werkzeuge beschädigt, jedoch musste sich das Designteam mit einer sehr begrenzten Farbpalette begnügen: Schwarz, denn für recycelte Kunststoffe kam nur Tiefschwarz in Frage. Alles andere hätte sonderbar ausgesehen. Stellen Sie sich die sehr zufälligen und trüben Farben vor, die Sie durch das Mischen von recycelten Kunststoffteilen aus tausenden verschiedenen Produkten erhalten würden.

 


Abfallströme sind unberechenbar, aber dennoch finden sie ihren Weg in die neue Kunststoffgeneration. Das schwedische Unternehmen Trifilon hat einen Weg gefunden, Polypropylen mit Baumwollfasern aus gebrauchter Kleidung aus Krankenhäusern zu verstärken. Das Ergebnis ist eine unerwartete seltsame blaue Farbe.
© Foto: Björn Florman, Materialbiblioteket


Diese völlig unvorhersehbaren Farben ähneln stark den Fasern, die Sie aus dem Filter im Wäschetrockner sammeln: ein seltsamer Mix aus Braun/Grau/Lila. Das Hinzufügen eines schwarzen Pigments wurde als die einzige Möglichkeit angesehen, die Farbe gewissermaßen optisch zu entschärfen. Sonst wäre eine Farbpalette entstanden, die kein Designer je vorgeschlagen hätte. Nun ändert sich auch die Vorstellung, wie die „perfekte“ Kunststoffoberfläche aussehen soll. 

 

 


Die Organisation Solaris verfolgt interessante Abfallströme, die groß genug sind, um den Nachschub für Kunststoffhersteller sicherzustellen. Diese wunderschönen „Textilmarmor“-Muster bestehen aus einem Bioharz in Kombination mit Textilfasern aus lokalen Bekleidungsfabriken.
© Foto: Zehao Liu, Solaris


Vor 15 Jahren gaben Designprofis der idealen Kunststoffoberfläche einen Namen. Sie nannten es „iPod-weiß“, eine klare, glänzende, saubere Oberfläche des Weltraumzeitalters, die das, was als Perfektion angesehen wurde, in einer gut gestalteten Oberfläche zusammenfasste. Apple setzt mit seinen formschönen Teilen aus reinstem Polycarbonat über viele Jahre hinweg Maßstäbe für die Formgebung von Kunststoffen. Der schwedische Staubsauger aus recycelten Kunststoffen konnte aus genannten Gründen nicht weiß gemacht werden, aber er war und ist immer noch so schnittig und glänzend wie es der iPod immer war, mit all seiner perfekt kontrollierten und überwachten Schwärze.



Eine neue Farbpalette, Sappi symbio. Zellulosefasern aus Polypropylen. Zelluloseverstärkung in Polypropylen ist ein starker Trend in der Welt der Kunststoffe. Das belgische Unternehmen Sappi ist ein Erstanwender, der hochwertige, langfaserige Zellulose aus holzverarbeitenden Betrieben in Finnland verwertet. 
© Foto: Björn Florman, Materialbiblioteket


Aber werden wir diese Perfektion bei Oberflächen und kontrollierter Farbe auch weiterhin halten können? Wahrscheinlich nicht. Bei einer stetig wachsenden globalen Produktion fossiler Thermoplaste, bei der China für ein Viertel aller hergestellten Kunststoffmaterialien verantwortlich ist, müssen die europäischen Länder ihre Kapazitäten für das Recycling vergrößern. Dabei müssen wir akzeptieren, dass recycelte Kunststoffe im Massenmaßstab nicht immer so aussehen werden wie früher, als sie noch all ihre ursprünglichen Qualitäten hatten. Kurzum: Wenn wir unsere Kreislaufwirtschaft beschleunigen wollen, werden Materialien nicht immer so perfekt aussehen wie ein iPod. Deshalb müssen wir das Unvollkommene willkommen heißen.

 


Hanfverstärktes Polypropylen, Trifilon Biolite. Hanffasern wurden lange Zeit vergessen, aber jetzt haben wir sie wieder wiederentdeckt. Sie sind nicht nur sehr fest und ideal zur Verstärkung, sondern auch leicht, was in der Automobilindustrie sehr gefragt ist.
© Foto: Björn Florman, Materialbiblioteket

 

Und da die Länder Europas beim Recycling von Kunststoffen für alle möglichen Produkte und Zwecke immer besser werden, werden wir uns wahrscheinlich nicht mit „iPod-Schwarz“ als einzige Farbe begnügen müssen. Vielmehr gibt es Anzeichen dafür, dass Designer anfangen, die Farbe der Fasern aus dem Wäschetrockner zu studieren und denken: „Das ist eine interessante und fremdartig aussehende Farbe. Wie würde die wohl bei der Zahnbürste aussehen, an der ich gerade arbeite?“Plötzlich sehen wir Objekte in Massenproduktion in seltsamen Farben, mit körnigen Oberflächen und gefüllt mit Verstärkungen aus Naturfasern wie Hanf sowie aus Abfällen aus der Textilindustrie. Das war noch vor drei Jahren undenkbar und heute designen Top-Namen und Spitzenunternehmen damit. Jordan-Zahnbürsten und Cake-Elektromotorräder sind zwei frühe Beispiele, bei denen das ideale iPod-Weiß als „voll 2005“ angesehen wird – und eine jüngere Generation liebt bereits das Unvollkommene. Es scheint, als wären dies Materialien für ihre Zukunft.

 

Ursprünglich geschrieben von Björn Florman

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