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Das Geschäft nach der Pandemie – wie wird der Einzelhandel jetzt aussehen?

23. November 2021

In den letzten Jahren wurde immer wieder über den „Tod des Einzelhandels“ gesprochen. Die Zahlen sind düster. Allein in Schweden haben in fünf Jahren 350 Modegeschäfte geschlossen - insgesamt waren es 1475 Geschäfte. Das sind fast 25 Prozent aller Filialen. Es wird erwartet, dass Kaufhäuser und Einkaufszentren zu Vertriebszentren für Globalplayer wie Amazon usw. werden. Ist damit der Einzelhandel wirklich tot?


Als die schwedische Modemarke H&M über ihre Beziehung zu physischen Geschäften und den Untergang des Einzelhandels sprach, sagte die CEO Helena Hermansson: „Tod des Einzelhandels" ist kein Ausdruck, den wir verwenden. Wenn Sie sich den physischen Laden und unser Einzelhandelsnetz ansehen, ist der Laden wichtiger denn je“. Um diese Meinung zu untermauern, erklärt das Marktforschungsunternehmen A T Kearney, dass 81 Prozent der Generation Z ein physisches Geschäft einem Online-Erlebnis vorziehen. Vielleicht sind wir der Bildschirme bereits überdrüssig und wollen etwas anderes?



Snohettas Ladenkonzept für Moniker in Oslo, Norwegen
Foto: © Calle Huth


Die norwegischen Architekten Snohetta sind sich einig, dass der physische Einzelhandel noch eine Chance hat. „Einzelhandelsgeschäfte sind einer der größten und letzten öffentlichen Treffpunkte in der zeitgenössischen Stadtlandschaft und werden es auch in Zukunft sein. Die Geschäfte werden mehr zu Treffpunkten mit einer Reihe von Aktivitäten. Wir können bereits sehen, wie aus Einzelhandelsflächen Cafés, Fitnessstudios und Bibliotheken werden, und das ist erst der Anfang."

 


H&Ms neuer Konzeptladen mit Reparaturstationen am Sergels Torg in Stockholm. 
Foto: © H&M


Das hat auch H&M erkannt. In ihrem Geschäft am Sergels Torg in Stockholm findet man nicht nur die neueste Mode, sondern auch eine Beauty-Bar, die um 07.30 Uhr morgens öffnet. Aber noch interessanter ist die Werkstatt und die Modebibliothek. Laut Jessica Ring, Expertin beim schwedischen Handelsverband Svensk Handel, wird erwartet, dass Reparaturstätten und Vermietungen zunehmen werden.



Asket, der neue Konzeptladen in Stockholm von Specific Generic.
Foto: © Erik Lefvander

 

Der schwedische Architekt Andreas Bozarth Fornell, Gründer von Specific Generic, hat mit Einzelhandelskonzepten für Marken wie Acne Studios viel Aufmerksamkeit erregt. Er bestätigt, dass sich der Einzelhandel verändert. Seiner Meinung nach werden Geschäfte als reine Verkaufsstellen verschwinden und stattdessen mehr Dienstleistungen angeboten werden. Man wird zwar weniger, aber dafür interaktivere Bühnen bekommen.

 

„Vor der Pandemie halfen wir Marken bei der Einrichtung von 1000 Läden. Mit der neuen Änderung helfen wir ihnen, nur 50 Läden einzurichten, die aber wirklich relevant und gemeinschaftsorientiert sind“, sagt Bozarth Fornell.

 

Er ist überzeugt, dass ein Geschäft wie ein Theater sein muss, in dem man an einem Abend ein Abendessen für Influenzer veranstalten kann und am nächsten Abend ein Seminar. Flexibilität ist dafür der Schlüssel. Bewegliche Wände sind wichtig, aber noch wichtiger ist die Beleuchtung: Das richtige Licht schafft das richtige Ambiente.

 


Marqet ist ein neues Geschäft, das nur aus recycelten Materialien besteht.
Foto: ©  Malmö Upcycling Service


Auch Nachhaltigkeit wird natürlich eine Rolle bei der Entwicklung des zukünftigen Einzelhandels spielen. Die schwedische Modehauskette MQ hat Nachhaltigkeit und Aufwertung als neuen Antrieb für ihre Geschäfte erkannt. Nicht nur der Inhalt des Ladens sollte nachhaltig sein, sondern auch der eigentliche physische Raum. MQ beauftragte das lokale Designstudio M.U.S. mit der Entwicklung eines Einzelhandelskonzepts, das sich ganz auf diesen Aspekt konzentriert. Aussortierte Kleiderständer und gebrauchtes Präsentationsmaterial wurden angepasst und speziell für die Läden aufpoliert. An der Kasse finden sich auch Auslagen mit Stücken der Secondhand-Ladenkette Myrorna.

 

„Neben den recycelten Materialien wollten wir, dass der Laden mehr ein Ort der Begegnung ist, mit Raum für Zusammenarbeit und austauschbaren, modularen Systemen“, sagt Anna Gudmundsdottir von M.U.S. „Bei unserem nächsten Ladenkonzept wollen wir mehr Geschichten erzählen und mehr Verbraucherinformationen anbieten."



Vollkommen nachhaltig: Der nachhaltige Supermarkt PBX könnte die Konzepte der älteren Seven Elevens ersetzen.
© Darstellung von PBX


Das norwegisch-schwedische Designstudio Reactor wählt eine andere Perspektive des Geschichtenerzählens. Architekt Johan Kristiansen, arbeitet mit der Supermarktmarke Reitan zusammen. Kristiansen sagt: „Ein Supermarkt sollte erstens helfen, etwas zu finden, was man braucht, zweitens Menschen preislich ansprechen und drittens eine Geschichte erzählen“. 

 

Reitan ist Markeneigentümer von Seven Eleven und Pressbyrån in der nordischen Region und wird in diesem Herbst PBX eröffnen, einen Supermarkt, der neue Grenzen für Nachhaltigkeit und Einzelhandel setzt. Der Laden wird ein richtiges Labor mit Experimenten zu allen Aspekten der Nachhaltigkeit sein: von dem, was verkauft wird, bis hin zur Art und Weise, wie das Geschäft aufgebaut ist.

 

Das Hauptaugenmerk von Reactor und PBX lag auf der Vermeidung von PVC und Kunststoffen, sodass die Auslagen in den Geschäften aus Metall und die Schilder aus nachhaltigem Papier hergestellt wurden. Sie fokussierten auch den Energieverbrauch (Kühlung und Heizung), kurz alles, um den neuen Anforderungen eines zeitgenössischen Verbrauchers gerecht zu werden, wie zum Beispiel die richtige Sorte Kaffee in einem Geschäft kaufen, das auf nachhaltige Art und Weise gebaut wurde.

 

Ursprünglich geschrieben von Stefan Nilsson


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